Das andere Rom

Giovanni Guerrini, Ernesto La Padula und Mario Romano: Palazzo della Civiltà Italiana (1937-53). Foto: Privat.
Giovanni Guerrini, Ernesto La Padula und Mario Romano: Palazzo della Civiltà Italiana (1937-53). Foto: Privat.

Rom … Rom ist nicht einfach nur eine große, bekannte Stadt – Rom, so heißt es, ist eine Idee, eine einmalige Idee von Stadt, obwohl sie keinem klaren städtebaulichen Gedanken folgt und auch sonst erscheint sie eher als ein wirres Sammelsurium anstatt als eine strukturierte Metropole. Manche sagen, Rom sei im Vergleich mit den Megastädten dieser Welt einfach nur ein großes Dorf, das 1871 zufällig Hauptstadt geworden und deshalb überhaupt noch relevant sei. Streift man jedoch aufmerksam durch die mitunter verwundenen Straßen und Gassen dieser Stadt wird dem Betrachter schnell bewusst, dass hier Jahrtausende menschlichen Kollektivgedächtnisses nebeneinander vergraben beziehungsweise aufgebaut sind und weiterleben.

Rom, das ist natürlich die Stadt der Antike, der jungen Republik und des mächtigen Kaiserreiches. Rom, das ist aber auch die Stadt der Päpste, die seit Kaiser Konstantin dem Großen und insbesondere seit dem Barock, der hier in Rom mit den großen Könnern Michelangelo, Bernini und Borromini seinen Anfang genommen hat, der Stadt ein monumentales Gepräge gegeben haben, das die Traditionen der Antike fortführt und im 20. Jahrhundert von den Faschisten Mussolinis wieder aufgegriffen worden ist. Folglich ist Rom auch die Stadt des Faschismus, wie man an vielen verteilten Stellen der Stadt und insbesondere im für die Weltausstellung 1942 geplanten Quartier EUR heute noch sehen und spüren kann. Dass diese Geschichte allerdings noch lange nicht zuende ist, zeigt uns die aktuelle politische Verfasstheit Italiens, in der neofaschistische und nationalistische Akteure in Rom wieder das Sagen haben.